Phosphor für dein Pferd

Es war ein wunderschöner Haflinger, der eines Tages bei uns am Stall einzog. Ein sportlicher heller Typ mit langer weißer Mähne. Einen Tag später lernte ich seine Besitzer kennen, es war eine nette Familie der Haflinger ihr erstes Pferd. Plötzlich sah ich, wie die Mutter der Familie eine Tüte Brötchen (Weizensemmel – um genau zu sein) aus dem Auto holte und dem Hafi gab. Dieser freute sich sichtlich über die Semmeln. Okay – dachte ich ab und an eine Semmel, dass wird den Hafi nicht umbringen. Doch stellte sich heraus, das sie statt Krippenfutter ihrem Pony morgens, mittags und abends 3-4 Weizensemmeln fütterten. Einige Wochen später wechselten sie bereits den Stall und ich weiß nicht, was aus dem tollen Pony geworden ist.

1851 erscheint die erste Publikation über Kieferschwellung in einer veterinärmedizinischen Zeitschrift. Der Schweizer Rychner schildert einen Fall einer 2-jährigen Stute (im Besitz eines Müllers), welche unter Schwellungen am Ober- und Unterkiefer litt und diesbezüglich gravierende Kaubeschwerden hatte. Die Krankheit, welche im Deutschen als Müller- oder Bäckerpferdekrankheit (Big Head Disease) bekannt ist, verursachte böse Knochenveränderungen überwiegend am Schädel. Die Ursache, so stellte man recht bald fest, war eine einseitige, sehr phosphathaltige Fütterung von Getreide und Getreidenachprodukte wie zum Beispiel Kleie.

Heute wissen die meisten Pferdebesitzer, wie wichtig das richtige Calcium – Phosphor Verhältnis für ihr Pferd ist. Beziehungsweise die Futterindustrie. Trotzdem möchte ich, vielleicht für die wenigen Semmelfütterer, auf das Thema “Phosphor” in diesem Beitrag eingehen.

Phosphor! Wenn ich Phosphor (P) höre, denke ich an einiges, allerdings nicht an einen lebenswichtigen und essentiellen Mineralstoff. Doch Phosphor nimmt von den Mineralien mengenmäßig den 2. Platz im Pferdekörper ein. Gemeinsam mit Calcium ist Phosphor hauptsächlich in den Knochen und Zähnen vorzufinden und sorgt für Stabilität und Funktionsfähigkeit.

Darüber hinaus ist dieses Mineral unverzichtbar für den Muskelstoffwechsel. Durch das ATP (Adenosintriphosphat) ist der Muskel mit seinen Fasern und Myofibrille in der Lage, sich zusammen zu ziehen und somit in Bewegung zu setzen.

Ein ausgewachsenes Pferd besitzt im Schnitt 8,6 g Phosphor / pro KG-Körpermasse. 81,4 % davon ist in den Knochen gebunden. 16,8 % befinden sich in der Muskulatur. Kleinere Mengen sind in den Weichteilen und dem Blut verteilt.

Wichtig! Phosphor hat ein enges Verhältnis mit Calcium. Überwiegt der Anteil von Phosphor, kann ein Calcium-Mangel entstehen und die Knochen entmineralisieren.

Müller- oder Bäckerpferdekrankheit

Früher haben Müller / Bäcker die in der Getreideverarbeitung anfallenden Abfallprodukte (wie zum Beispiel Kleie) in großen Mengen an ihre Pferde verfüttert. Dies führte zu der sogenannten Müller- oder Bäckerpferdekrankheit, welche durch Calcium-Mangel und Phosphor-Überschuss die Knochensubstanz schädigte. 

Die wichtigsten Aufgaben von Phosphor

  1. Stabilität & Funktionalität von Knochen (gemeinsam mit Calcium) 
  2. Reizübertragung & Energiestoffwechsel der Muskulatur (ATP)

Überversorgung von Phosphor

durch einseitige und überwiegend getreidehaltige Fütterung.

Phosphor-Mangel

  1. eher selten bis gar nicht vorkommend  
  2. eventuell bei Jungtieren oder Zuchtstuten, da hier der Bedarf erhöht ist

Tagesbedarf

Dieser liegt durchschnittlich bei ca. 14 g für ein Pferd (500 kg schwer), das leichte bis mittlere Tätigkeiten ausübt. (v. gl. H. Meyer & Manfred Coenen s. Quelle) Dieser Wert wird bereits durch die ausreichende Versorgung mit gutem Raufutter gedeckt.

Calcium – Phosphor Verhältnis

Ein Überangebot von Phosphor in Futtermitteln wie Hafer, Mais und ganz besonders Weizenkleie hemmt die Aufnahme von Calcium und sollte deshalb immer ausgeglichen werden. Das optimale Verhältnis zwischen Calcium – Phosphor sollte zwischen 1,5:1 und 2,5:1 liegen.

Natürliche Phosphor-Quellen

Wiesenheu (grasreich)     Phosphor 3 g/kg : Calcium 4,5 g/kg*

Hafer                Phosphor 3,3 g/kg : Calcium 1,1 g/kg*

Weizenkleie            Phosphor 11,8 g/kg : Calcium 1,3 g/kg*

Bierhefe            Phosphor 14,7 g/kg : Calcium 2,8 g/kg*

* Die Werte geben lediglich einen Richtwert an. Einen Einfluss auf den Phosphor-Gehalt haben Wetterlage, Erntezeitpunkt, Boden, weshalb die Werte variieren können.

Fazit: Solltest du Futtermittel wie zum Beispiel Mash kaufen und verfüttern, wird durch den Hersteller bereits Calcium hinzugefügt. Kochst du deinem Pferd einen Mashbrei aus Kleie, solltest du etwas auf die Menge und das Verhältnis achten. 

Tipp: Schreib dir doch einmal für ein paar Tage auf, was dein Pferd so zu fressen bekommt. Das kannst du auch optimal im Trainingstagebuch von Pferdeliebe eintragen.

Deine Barbara

von Pferdeliebe

Quellen:

  • Pferdefütterung von Helmut Meyer, Manfred Coenen 5. Ausgabe
  • Die Ca- und P-Versorgung des Pferdes bis zur Mitte des 20. Jh. – Nutritive und klinische Aspekte

H. Meyer und M. Ohlendoi

https://www.dr-susanne-weyrauch.de/gesundheit/naehrstoffe/phosphor-nicht-loszuloesen-von-calcium

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