Der Pferde-Magen

Liebe geht durch den Magen! Ob das bei Pferden auch so ist? Also, wenn ihr mich fragt, trifft das bei meinem Pferdchen auf jeden Fall zu.

Aber weg vom Glauben hin zur Wissenschaft möchte ich hier nachfolgend auf den Aufbau und die Funktionsweisen des Magens beim Pferd eingehen.

Nachdem das hoffentlich gut gekaute Futter die Speiseröhre passiert hat, kommt der Nahrungsbrei beim Pferd, wie auch bei allen anderen Säugetieren, in den Magen.

Aufbau des Magens

Der Magen des Pferdes hat ein ungefähres Volumen von 15 Litern und ist grob gesagt in zwei Bereiche unterteilt. Zunächst den oberen, drüsenlosen Bereich, an dessen Seite sich der Mageneingang befindet, durch den idealerweise fast kontinuierlich kleine Mengen an Raufutter Brei in den Magen gelangen.

In diesem Bereich wird die Nahrung durch Mikroorganismen zersetzt, wodurch bereits einige Nährstoffe abgebaut werden können. Der pH-Wert an dieser Stelle des Magens liegt zwischen 6 und 5, ein sehr angenehmes Milieu für Mikroorganismen, die wie bereits beschrieben hier ihre Arbeit verrichten.

Danach gelangt der Nahrungsbrei weiter in den tieferen Bereich des Magens (den sogenannten Fundus). Im umliegenden Schleimhautgewebe befinden sich unzählige Drüsen, die kontinuierlich Magensaft produzieren. Durch Kontraktion des Magens wird der Magensaft mit dem Nahrungsbrei wie ein Teig vermengt. Der saure Magensaft senkt den pH-Wert kontinuierlich weiter ab, bis am Ende ein pH-Wert von 2,5 bis 1,5 messbar ist. Das ist deshalb wichtig, weil jetzt die Mikroorganismen wie Bakterien, Keime und Pilze abgetötet werden und somit nicht in den Dünndarm gelangen können.

Stellen wir uns jetzt einmal folgendes vor. Das Pferd steht draußen auf einem Sandpaddock für, sagen wir mal, 2-3 Stunden und kommt nun in den Stall. Der Futtermeister ist bereits durch die Ställe gegangen und hat das Kraft- wie auch Raufutter verteilt. Was wird das Pferd als erstes fressen? Klar, in den meisten Fällen das Kraftfutter, und das ist suboptimal. Kraftfutter verweilt viel länger im Magen und kann sich bei Pelletfütterung vom Volumen noch mehr als verdoppeln. Es bildet sich eine Art Klumpen, welcher sich durch seine Beschaffenheit nur schwerlich mit dem Magensaft vereint. Ebenso verbleibt Getreide länger im Magen. Das Resultat, dass der pH-Wert sich nicht ausreichend absenkt, was dazu führt, dass die Mikroorganismen nicht ausreichend abgetötet werden und somit in den Dünndarm gelangen können. Eine mögliche Folge sind Fehlgärungen im Darm, die zu Koliken beim Pferd führen können. 

Was du bei der Fütterung von Kraftfutter immer beachten solltest.

  • Kraftfutter nicht auf nüchternen Magen füttern.
  • Beachten, dass Pellets ihr Volumen im Magen deutlich vergrößern.
  • Immer in kleinen Mengen füttern.
  • Sportliche Aktivitäten direkt nach der Kraftfuttergabe vermeiden.

Wie lange verbleibt das Futter im Magen des Pferdes

Der Futterbrei verbleibt zwischen 1 und 5 Stunden im Magen des Pferdes. Während Raufutter nur kurz im Magen verweilt, bleibt Kraftfutter fast schwer und lange im Magen. Futterpausen länger als 4 Stunden sollten tunlichst vermieden werden, da im unteren Magen, dem Fundus, die Drüsen ununterbrochen weiter Magensaft produzieren. Die Magenwände haben zwar einen guten Schutz gegen den sauren Magensaft, doch dieser hält nicht ewig. Der pH-Wert sinkt auf einen Wert um 1. Wer in Chemie aufgepasst hat, kann sich vorstellen, was das bedeutet.

Fasten – nichts für Pferde

Das komplette Verdauungssystem der Pferde ist auf kontinuierliche Nahrungsaufnahme eingestellt. In der Natur sind Pferde bis zu 16 Stunden mit fressen beschäftigt. Ihr im Verhältnis zum Körper relativ kleiner Magen produziert fortwährend Magensaft, unabhängig davon, ob Nahrung zugeführt wird oder nicht. Ein Pferd, das lange Zeit ohne Nahrung auskommen muss, läuft schnell Gefahr, ein Magengeschwür zu entwickeln.

Meine Buchtipps

Pferdefütterung

von Helmut Meyer, Manfred Coenen

Pferde fit füttern

Wie ich mein Pferd artgerecht ernähre

von Christina Fritz

Quellen:

24- stündige intragastrale pH- Metrie beim Pferd während der Fütterung verschiedener Rationen von Cornelia Damke

https://ul.qucosa.de/api/qucosa%3A10741/attachment/ATT-0/